Martin Kolozs – Auch Kannibalen essen mit Besteck
Oder: Wie der Schriftsteller Joseph Roth den Fall des Fleischhauers Eduard Trautmann aufklärte. Ein Bericht.
»Eine spannende, phantasievolle Fiktion. Unbedingte Empfehlung!« – Erwin Steinhauer
»Auch Kannibalen essen mit Besteck« ist ein spannender Kriminalfall aus der Perspektive des Schriftstellers Joseph Roth. Der Bericht bietet einen faszinierenden und ungeschönten Einblick in die Verzweiflung der Zwischenkriegszeit – ein Nährboden für grausame, aber leider menschliche, Abgründe.

Adrian Schiop – Soldaten. Geschichte aus dem Ferentari
Aus dem Rümänischen übersetzt von Eva Ruth Wemme
Der Ferentari ist der ärmste Bezirk der rumänischen Hauptstadt Bukarest, geprägt von Kriminalität und Obdachlosigkeit. In diese undurchschaubare und zwielichtige Welt zieht es den Ich-Erzähler Adrian, nachdem ihm seine Freundin Ana den Laufpass gegeben und er seinen Job als Journalist an den Nagel gehängt hat. Neben der Arbeit an einer Dissertation über die Manele-Kultur vertreibt er sich die Zeit in den heruntergekommenen Kneipen des Viertels und lernt dabei den Rom Alberto kennen, einen ehemaligen Häftling, der aus einer bekannten Gangsterfamilie stammt. Wider Erwarten entwickelt sich zwischen den beiden Männern schon bald eine innige, problembehaftete Liebesbeziehung.
Adrian Schiops »Soldaten. Geschichte aus dem Ferentari« gilt als einer der ersten queeren Romane Rumäniens und besitzt mittlerweile Kultstatus. Der Roman wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Preis für das beste Buch des Jahres 2014, verliehen von der rumänischen Buchindustrie, und dem Preis der Literaturzeitschrift Observator Cultural für den besten Roman des Jahres 2014. Zur Popularität von Autor und Buch hat zudem die erfolgreiche Verfilmung von Ivana Mladenović aus dem Jahr 2017 beigetragen.
»Kaum ein Buch hat in Rumänien in letzter Zeit für so viel Aufsehen gesorgt.« – Dana Grigorcea

Wolfgang Pollanz – Im Zauberwald
33 Geschichten nach Songs
Wolfgang Pollanz entführt uns erneut auf eine Reise durch die Rock- und Popgeschichte. 33 Songs, kleine poetische Miniaturen, geben Pollanz den Rahmen, um die chaotischen Zustände – die im Allgemeinen als Leben bekannt sind – geschickt in seine Einzelteile zu zerlegen, diese eingängig zu verhandeln, um daraus anschließend etwas gänzlich Neues entstehen zu lassen. Wie auch wie schon in seinem 2021 erschienen Buch »Wie ein Rabe« bewegen sich die Grundzutaten zwischen Liebe, Trennung, Einsamkeit, Tod, Musik und billigem Alkohol. Die daraus entstehenden Kurzgeschichten bilden ein Panorama menschlicher Verhaltensweisen und zeichnen zwischen Songs von Arab Strap und Kate Bush kurzweilige literarische Gemälde, in denen das Echo des Songfundaments spürbar nachhallt, aber kaum mehr durchscheint.
spuren in einem
seele als / organ, das atmet / keine lunge / qualle vielleicht
weiß schon / immer nicht / wer ich sind
In seinem Lyrikdebüt spuren in einem sucht Benedikt Steiner die Topografie einer menschlichen Seele zu erschließen. In schwebenden, zu allen Seiten hin offenen Textfeldern verhandelt er eine Vielzahl innerer Phänomene: existenzielle Einsamkeit und die Sehnsucht nach dem Anderen genauso wie rumorende Ahnungen und aufblitzende Erkenntnis. In den skulptural anmutenden Gedichten werden wechselnde Innen-Ansichten zu einem Gewebe verflochten und erscheinen zugleich als sprachliche Spur; es formt sich ein Stoffgebilde, stabil genug, um für sich zu bestehen, jedoch mit etlichen offenen Enden. So sind diese Texte auch Suchbewegung – sich von Wort zu Bedeutungen tastend.
Fragilität, unaufhörlicher Wandel sowie Vertrauen bilden hier die zentralen Themenkomplexe, die als Resonanzkörper aus Sprache um ein prekäres, zugleich hellwaches lyrisches Ich kreisen.
»Benedikt Steiner’s Gedichtsammlung spuren in einem stellt sich auf innovative und kreative Weise in die Dichtungstradition Paul Celans, indem er mit Anklängen und Schriftbild arbeitet und die kognitive Seite der sprachlichen Form in den Vordergrund rückt. Damit gelangen seine Gedichte zu einem wahrhaft poetischen Denken.« (Marko Pajević, Autor von Poetisch denken – Jetzt)

Martin Kolozs – Böser Geist
Thomas Kesslers neuester Fall.
»Alles stand ihr vor Augen, nichts lag im Verborgenen. Dort wuchs das Böse, hier verkümmerte das Gute. Überall waren Tod und Lüge, Niedertracht und Elend.«
Westdeutschland in den 1970er Jahren: Studentenproteste, RAF-Terror, Wertewandel – die Gesellschaft im Umbruch. Eine junge Frau kommt unter mysteriösen Umständen zu Tode, ihre Leiche ist von schwersten Verletzungen gezeichnet, die sich niemand erklären kann: Wurde die Studentin ermordet? Litt sie an einer heimtückischen Krankheit? Oder war sie von einem Dämon besessen, wie die Kirche behauptet?
Kaplan Thomas Kessler nimmt die Ermittlungen auf und muss bald feststellen, dass er es mit mehreren scheinbar übermächtigen Gegnern zu tun hat. Immer tiefer gerät der junge Seelsorger in einen Strudel menschlicher Abgründe und teuflischer Obsessionen, die seinen Glauben auf eine harte Probe stellen.

EDITION PRIVAT – Claudias und Rudis Wien intim
Edition Privat war von den 1990ern bis 2010 eine der führenden Pornofilmproduktionsfirmen Österreichs. Claudia und Rudi, die beiden Köpfe dahinter, haben sich bei einem Dreh kennengelernt: sie vor, er hinter der Kamera. Seit 20 Jahren sind sie ein Paar und leben mittlerweile gemeinsam zurückgezogen am Stadtrand von Wien. Damals wollten sie keine herkömmlichen Sexfilme drehen, sondern dorthin, wo’s interessant wird, wo’s ans Eingemachte geht, wo’s wehtut – und das nicht nur vor jenem Lachen, das einem im Hals steckenbleibt; wo Elizabeth T. Spira mit ihren „Alltagsgeschichten“ nur anstreifte; wofür Ulrich Seidl vielleicht zu intellektuell ist; und wozu andere Menschen keinen Zugang haben – oder haben wollen.
Claudia und Rudi öffnen hier für Clemens Marschall erstmals ihre Fotoarchive und erzählen aus ihrem bizarren Nähkästchen: vom Gemeindebau ins extravagante Studio und zurück; über Castings, Filmdrehs und die Feiern danach; über Leck-to-Gos und grenzwertige Spiele; über ihren jahrelangen nichtsexuellen Sklaven; den Verleger Victor „Vickerl“ Hennemann und seine berüchtigten Swingerlokale; die Domina Roxanne, die „Analgeburten“ moderierte und bald nach ihrer eigenen Zwillingsgeburt an einer Überdosis starb; Pfarrer, die ihre Kutten heben; den Schauspieler Haymon Maria Buttinger, der, wenn nicht unter Claus Peymann im Burgtheater, bei Edition Privat spielte; den ultrakonservativen „Pornojäger“ Martin Humer und dessen „Lieblingsfeind“ Peter Janisch; Charaktere wie Urindl, Wodka-Anderl, Mumienficker, Reptilienflüsterer, Nazi-Kurtl, Analisa, Klodeckel-Resi, Blunzn, den Godfather of Gacki sowie Polizisten, Burenhäutlstrizzis und Politiker.
Claudia und Rudi sind ein schräges, aber gleichzeitig bodenständiges und sympathisches Wiener Paarl. Sie gewähren sehr persönliche Einblicke in eine verborgene, teils groteske Subkultur, fern davon, sie zu verklären oder zu romantisieren. Einen Porno würden sich die beiden ohnehin nie ansehen, lieber organisieren sie ihre eigenen Swingerparties. Sie geben ein Stück Zeitgeschichte wieder, das sonst höchstens heimlich bis heuchlerisch beäugt wird. Viel eher als um Pornographisches geht es hier aber um Menschliches, Existenzielles, Urkomisches, Abgründiges. Ein abstruses Kaleidoskop, das man nicht erfinden könnte: ein Auge zum Lachen, eines zum Weinen – und eines zum Zumachen. Wenn Manfred Deix Sexfilme mit John Waters in Wien gedreht hätte …

Dino Pešut – Daddy Issues
Aus dem Kroatischen übersetzt von Alida Bremer
Nach dem erfolglosen Versuch, sich in Berlin zu verwirklichen, kehrt der junge Schriftsteller Luka in seine kroatische Heimat zurück. Hier verdient er sich seinen Lebensunterhalt als Rezeptionist in einem Hotel, ist aber vor allem darum besorgt, nicht jedes Klischee eines erfolglosen Künstlers zu erfüllen. Strauchelnd zwischen verlorenen Illusionen, zunehmender Gleichgültigkeit und einem älteren Liebhaber, meldet sich überraschend sein Vater bei ihm, zu dem er nie eine enge Beziehung aufbauen konnte: Er liegt im Krankenhaus und sieht sich einer lebensbedrohlichen Diagnose ausgesetzt. Doch wie ist eine Annäherung möglich, wenn der eigene Vater seinen Sohn weder verstehen noch akzeptieren kann?
Eindringlich und mit feinem Gespür für Ironie und Dialoge erzählt »Daddy Issues« von einem jungen Mann, der ebenso verloren ist wie die Zukunft, die ihm versprochen wurde. Dino Pešuts empathische Auseinandersetzung mit den Themen soziale Ungleichheit, Klassenscham und Sexualität war in Kroatien ein großer Erfolg bei Kritik und Publikum und wurde in eine Reihe mit den Werken von Édouard Louis und Ocean Vuong gestellt.

Ines Birkhan – abspenstig
Kat Manos, Sängerin der Band Polly X, leidet unter chronischen Schmerzen. Linderung verspricht allein ein sonderbarer Tätowiermeister, dem sie sich vollständig ausliefern muss. Am Ende darf von ihrer ursprünglichen Hautfarbe nichts mehr übrig bleiben. Doch auch von ihrem bisherigen Leben scheint sie sich verabschieden zu müssen, da im Zuge ihrer Körpermodifikation auch die Grenzen von Raum und Zeit Perforation erfahren und zunehmend durchlässig werden. Eine unheimliche Welt kommt zum Vorschein!
In ihrem soghaften Roman »abspenstig« erzählt Ines Birkhan von der Ermächtigung einer jungen Frau und erkundet dabei den Raum zwischen Realität und Imagination, Diesseits und Jenseits sowie Mensch und Tier. Spielerisch bezieht sich der Text auf eine Vielzahl literarischer Traditionen und überführt diese in eine fluide, mitreißende und entschieden gegenwärtige Form des Erzählens.

Hannah MacKenna / Hans Platzgumer – Convertible Song Book
Ich stelle mich auf bessere Zeiten ein
Seit 2004 haben die amerikanische Lyrikerin Hannah MacKenna und der österreichische Autor Hans Platzgumer als Convertible 74 Songs verfasst. 7 Alben und 5 Singles sind bislang erschienen.
Im vorliegenden Gedichtband sind 20 ihrer Songs zusammengestellt und neben dem englischen Original erstmals auf deutsch zu lesen, übersetzt von Hans Platzgumer.
Mit einem Nachwort von Robert Renk und Illustrationen von Georg Gaigl.