Kurt Prinz & Clemens Marschall

Hobby-Indianer

Zwischen kultureller Aneignung und Anerkennung

Schon seit geraumer Zeit stellen tausende Menschen aus Deutschland und Österreich amerikanische Ureinwohner nach – bzw. das, was sie dafür halten; treffen sich, um gemeinsam zu feiern, zu tanzen, Zeremonien abzuhalten. Doch ihre Zugänge könnten unterschiedlicher kaum sein: von historisch exakten Imitationen, die jahrhundertealte, in Amerika nicht mehr existierende Rituale wiederbeleben, über esoterischen Eskapismus im Selbsthilfebereich bis zu verspielt-naiven Wochenendbeschäftigungen für die ganze Familie.

Was sie allerdings verbindet, ist die Begeisterung für das Nachahmen kultureller Identitäten: ein kompliziertes Geflecht, das auf kolonialem Erbe beruht und zahlreiche Brüche und Überraschungen aufweist – wobei niemand außer den Native Americans selbst entscheiden sollte, welche Form der Nachahmung und Identifikation mit ihnen zu begrüßen ist und welche nicht.

Mehr als zehn Jahre haben Fotograf Kurt Prinz und Journalist Clemens Marschall damit verbracht, die gegensätzlichen Ausformungen dieser Szenen zu dokumentieren. Eine Spurensuche zwischen Plastikschamanismus, „deutscher Gründlichkeit“ und ausstehender Versöhnung, die eigenartige Fragen aufwirft wie: Brauche ich indianisches Blut, um Indianer zu sein, oder reicht eine gute Verkleidung? Muss ich mich schuldig dabei fühlen, ihre heiligen Tänze zu zelebrieren, oder wird das als Kompliment an ihre Kultur verstanden? Betreibe ich Kulturvampirismus – oder handelt es sich um Blutsbrüderschaft?

Foto-Textband / 268 Seiten /  280x 210 mm / Hardcover / 1. Auflage 19. April 2024 / Preis: €38,00
ISBN 978-3-903365-25-4

*** Pre-orders werden in KW16 verschickt. VÖ 19. April 2024 ***

Heckspoiler_web

Heckspoiler & Thomas Gasperlmair – Tokyo Drift – Tabs & Lyrics

Heckspoiler, 2015 gegründet, mauserten sich die beiden Ausnahme-Weirdos recht schnell zum wohl bekanntesten Krach-Duo Oberösterreichs. Bass und Schlagzeug auf Anschlag, fiese deutsche Texte, viel Herzblut und Schmäh – That’s it. Mehr brauchen die Heckis bekanntlich auch nicht. Tokyo Drift, das 2te Album der Truppe, welches 2022 via Noise Appeal Records erschien, gibt es nun erstmals in Schriftform. Für Fans und MusikerInnen, Nerds und LiebhaberInnen. Erneut ein Kleinod im Hecki-Universum, in feinster Kooperation mit Haus und Hof Illustrator aplacefortom aka Tom Gasperlmair. Jeder wü a Profi sei – kana wü ins Training geh.

Heckspoiler sind Andi und Thomas. 2 Menschen aus dem schönen Almtal in Oberösterreich. Beide durch Rock und Punk der Peripherie sozialisiert, kam 2015 eher ein zufälliges Treffen zustande. Bass und Schlagzeug, mehr hatten die beiden nicht. Kurz darauf die Eingebung, Heckspoiler zu gründen und vor allem, dies auch nur zu zweit durchzuziehen. Nach ein paar Tapes in guter alter DIY-Manier, fand sich mit Noise Appeal Records das ideale Label, das Debutalbum “Synthetik Athletik“ zu veröffentlichen. Das zweite Album “Tokyo Drift“ folgte. Viele viele Shows und Kilometer später, die Idee: Ein Songbook. Ein Graphic Novel. Oder beides. Bitteschön.

aplacefortom aka Tom Gasperlmair arbeitet für nationale und internationale Bands, Veranstalter und Labels wie Elder, Gojira, Sony Music/Century Media, Warner Music / Roadrunner Records, Arena Wien, Kapu Linz, … und begleitet die Heckis bei der Veröffentlichung ihrer Platten und tüftelt mit ihnen an Sonderguzis wie diesem Büchlein. Neben dem Illustrieren für Bands initiiert Tom die jährliche Erscheinung von „THE RAW STUFF“, einer Buchserie über die relevantesten Music Artwork Artists Europas und organisiert zur Veröffentlichung Ausstellungen mit den Künstlern vor Ort.

Songbook & Graphic Novel / 92 Seiten, 170 x 260 mm / Illustrationen, Broschur, in Farbe / Lyrics & Tabs: Andreas Zelko und Thomas Hutterer Illustrationen: Thomas Gasperlmair / Bandfoto Doris Himmelbauer / 1. Auflage 20.Oktober 2023 / Preis € 25,00
ISBN 978-3-903365-23-0

Meta-verse_web

Thorsten Pütz – meta verse

Gedichte. TEXT/RAHMEN 2023. Mit Bildern von Leonie Gaida

Wie fühlt sie sich an, die Hyperrealität? Zwischen WWW und Web 3 und 4 Punkt 0 – und diesem life aus Fleisch und Blut? Sie lässt sich schon erahnen, die Zigarettenglut, die den Himmel in Brand steckt. Wie fühlt es sich an, wenn KI eine neue Gesellschaftsordnung designt und Chatbots im großen Weltenrennen die besseren humans werden? Und während kontext framing auch mal gern sein mind game spielt, brennt das lyrische Ich, das aus dem Fenster blickt, irgendwo zwischen Köln und Südtirol, auf den postchallengeismus. An den Rändern seiner rauschenden dämmerungseingänge kann es sie förmlich schon riechen, die moosige Luft, und sich erinnern, an lettische Sommertage und weinrotes Kokain.

Von deutschem Hip-Hop insbesondere der Neunziger- und Zweitausender-Jahre beeinflusst, mäandern Thorsten Pütz’ Texte zwischen Spoken-Word-Performance, und Poetry Slam, zwischen Gedankenlyrik und Sprechgesang. Und weil sie human sind, erinnern sie daran, dass sich eine virtuell verwachsene Seele grau färbt, wenn man sie analog nicht pflegt – und wir uns dann ein letztes Mal zum Affen gemacht haben.

und einmal stand ich da / und dachte tatsächlich nach / es ist wichtig, das zu erwähnen / die meisten menschen imitieren / das nachdenken bloß / für einen affen recht weit

(Textauszüge erscheinen 2023 in der aktuellen Ausgabe der Literaturzeitschrift BELLA triste.)

Kaniballe-MK-Website

Martin Kolozs – Auch Kannibalen essen mit Besteck

Oder: Wie der Schriftsteller Joseph Roth den Fall des Fleischhauers Eduard Trautmann aufklärte. Ein Bericht.

»Eine spannende, phantasievolle Fiktion. Unbedingte Empfehlung!« – Erwin Steinhauer

»Auch Kannibalen essen mit Besteck« ist ein spannender Kriminalfall aus der Perspektive des Schriftstellers Joseph Roth. Der Bericht bietet einen faszinierenden und ungeschönten Einblick in die Verzweiflung der Zwischenkriegszeit – ein Nährboden für grausame, aber leider menschliche, Abgründe.

Adrian Schiop – Soldaten. Geschichte aus dem Ferentari

Aus dem Rümänischen übersetzt von Eva Ruth Wemme

Der Ferentari ist der ärmste Bezirk der rumänischen Hauptstadt Bukarest, geprägt von Kriminalität und Obdachlosigkeit. In diese undurchschaubare und zwielichtige Welt zieht es den Ich-Erzähler Adrian, nachdem ihm seine Freundin Ana den Laufpass gegeben und er seinen Job als Journalist an den Nagel gehängt hat. Neben der Arbeit an einer Dissertation über die Manele-Kultur vertreibt er sich die Zeit in den heruntergekommenen Kneipen des Viertels und lernt dabei den Rom Alberto kennen, einen ehemaligen Häftling, der aus einer bekannten Gangsterfamilie stammt. Wider Erwarten entwickelt sich zwischen den beiden Männern schon bald eine innige, problembehaftete Liebesbeziehung.

Adrian Schiops »Soldaten. Geschichte aus dem Ferentari« gilt als einer der ersten queeren Romane Rumäniens und besitzt mittlerweile Kultstatus. Der Roman wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Preis für das beste Buch des Jahres 2014, verliehen von der rumänischen Buchindustrie, und dem Preis der Literaturzeitschrift Observator Cultural für den besten Roman des Jahres 2014. Zur Popularität von Autor und Buch hat zudem die erfolgreiche Verfilmung von Ivana Mladenović aus dem Jahr 2017 beigetragen.

»Kaum ein Buch hat in Rumänien in letzter Zeit für so viel Aufsehen gesorgt.« – Dana Grigorcea

Wolfgang Pollanz – Im Zauberwald

33 Geschichten nach Songs

Wolfgang Pollanz entführt uns erneut auf eine Reise durch die Rock- und Popgeschichte. 33 Songs, kleine poetische Miniaturen, geben Pollanz den Rahmen, um die chaotischen Zustände – die im Allgemeinen als Leben bekannt sind – geschickt in seine Einzelteile zu zerlegen, diese eingängig zu verhandeln, um daraus anschließend etwas gänzlich Neues entstehen zu lassen. Wie auch wie schon in seinem 2021 erschienen Buch »Wie ein Rabe« bewegen sich die Grundzutaten zwischen Liebe, Trennung, Einsamkeit, Tod, Musik und billigem Alkohol. Die daraus entstehenden Kurzgeschichten bilden ein Panorama menschlicher Verhaltensweisen und zeichnen zwischen Songs von Arab Strap und Kate Bush kurzweilige literarische Gemälde, in denen das Echo des Songfundaments spürbar nachhallt, aber kaum mehr durchscheint.

Benedikt-Steiner-spuren-in-einem

spuren in einem

seele als / organ, das atmet / keine lunge / qualle vielleicht

weiß schon / immer nicht / wer ich sind

In seinem Lyrikdebüt spuren in einem sucht Benedikt Steiner die Topografie einer menschlichen Seele zu erschließen. In schwebenden, zu allen Seiten hin offenen Textfeldern verhandelt er eine Vielzahl innerer Phänomene: existenzielle Einsamkeit und die Sehnsucht nach dem Anderen genauso wie rumorende Ahnungen und aufblitzende Erkenntnis. In den skulptural anmutenden Gedichten werden wechselnde Innen-Ansichten zu einem Gewebe verflochten und erscheinen zugleich als sprachliche Spur; es formt sich ein Stoffgebilde, stabil genug, um für sich zu bestehen, jedoch mit etlichen offenen Enden. So sind diese Texte auch Suchbewegung – sich von Wort zu Bedeutungen tastend.

Fragilität, unaufhörlicher Wandel sowie Vertrauen bilden hier die zentralen Themenkomplexe, die als Resonanzkörper aus Sprache um ein prekäres, zugleich hellwaches lyrisches Ich kreisen.

»Mit seinem gelungenen Debüt hat Steiner nicht nur seinen Ton gefunden, sondern auch seine eigenständige Form. Man darf gespannt sein, welche Räume sich damit noch öffnen lassen.« (Lukas Meschik, Poesiegalerie)

»Gedichte, die als fragile geistige Fingerabdrücke sowohl ein schon Gewesensein als auch eine Gegenwärtigkeit erkennbar machen und darüber hinaus durch Fragmentieren und Verschmelzen von Innen und Außen, Perspektiven einer nach vielen Seiten offenen Ich-Existenzspur einer zukünftigen Sprachgestaltungsinstanz generieren.« (Semier Insayif, Die Furche)

»Benedikt Steiner’s Gedichtsammlung spuren in einem stellt sich auf innovative und kreative Weise in die Dichtungstradition Paul Celans, indem er mit Anklängen und Schriftbild arbeitet und die kognitive Seite der sprachlichen Form in den Vordergrund rückt. Damit gelangen seine Gedichte zu einem wahrhaft poetischen Denken.« (Marko Pajević, Autor von Poetisch denken – Jetzt)

Martin Kolozs – Böser Geist

Thomas Kesslers neuester Fall.

»Alles stand ihr vor Augen, nichts lag im Verborgenen. Dort wuchs das Böse, hier verkümmerte das Gute. Überall waren Tod und Lüge, Niedertracht und Elend.«

Westdeutschland in den 1970er Jahren: Studentenproteste, RAF-Terror, Wertewandel – die Gesellschaft im Umbruch. Eine junge Frau kommt unter mysteriösen Umständen zu Tode, ihre Leiche ist von schwersten Verletzungen gezeichnet, die sich niemand erklären kann: Wurde die Studentin ermordet? Litt sie an einer heimtückischen Krankheit? Oder war sie von einem Dämon besessen, wie die Kirche behauptet?

Kaplan Thomas Kessler nimmt die Ermittlungen auf und muss bald feststellen, dass er es mit mehreren scheinbar übermächtigen Gegnern zu tun hat. Immer tiefer gerät der junge Seelsorger in einen Strudel menschlicher Abgründe und teuflischer Obsessionen, die seinen Glauben auf eine harte Probe stellen.

EDITION PRIVAT – Claudias und Rudis Wien intim

Edition Privat war von den 1990ern bis 2010 eine der führenden Pornofilmproduktionsfirmen Österreichs. Claudia und Rudi, die beiden Köpfe dahinter, haben sich bei einem Dreh kennengelernt: sie vor, er hinter der Kamera. Seit 20 Jahren sind sie ein Paar und leben mittlerweile gemeinsam zurückgezogen am Stadtrand von Wien. Damals wollten sie keine herkömmlichen Sexfilme drehen, sondern dorthin, wo’s interessant wird, wo’s ans Eingemachte geht, wo’s wehtut – und das nicht nur vor jenem Lachen, das einem im Hals steckenbleibt; wo Elizabeth T. Spira mit ihren „Alltagsgeschichten“ nur anstreifte; wofür Ulrich Seidl vielleicht zu intellektuell ist; und wozu andere Menschen keinen Zugang haben – oder haben wollen.

Claudia und Rudi öffnen hier für Clemens Marschall erstmals ihre Fotoarchive und erzählen aus ihrem bizarren Nähkästchen: vom Gemeindebau ins extravagante Studio und zurück; über Castings, Filmdrehs und die Feiern danach; über Leck-to-Gos und grenzwertige Spiele; über ihren jahrelangen nichtsexuellen Sklaven; den Verleger Victor „Vickerl“ Hennemann und seine berüchtigten Swingerlokale; die Domina Roxanne, die „Analgeburten“ moderierte und bald nach ihrer eigenen Zwillingsgeburt an einer Überdosis starb; Pfarrer, die ihre Kutten heben; den Schauspieler Haymon Maria Buttinger, der, wenn nicht unter Claus Peymann im Burgtheater, bei Edition Privat spielte; den ultrakonservativen „Pornojäger“ Martin Humer und dessen „Lieblingsfeind“ Peter Janisch; Charaktere wie Urindl, Wodka-Anderl, Mumienficker, Reptilienflüsterer, Nazi-Kurtl, Analisa, Klodeckel-Resi, Blunzn, den Godfather of Gacki sowie Polizisten, Burenhäutlstrizzis und Politiker.

Claudia und Rudi sind ein schräges, aber gleichzeitig bodenständiges und sympathisches Wiener Paarl. Sie gewähren sehr persönliche Einblicke in eine verborgene, teils groteske Subkultur, fern davon, sie zu verklären oder zu romantisieren. Einen Porno würden sich die beiden ohnehin nie ansehen, lieber organisieren sie ihre eigenen Swingerparties. Sie geben ein Stück Zeitgeschichte wieder, das sonst höchstens heimlich bis heuchlerisch beäugt wird. Viel eher als um Pornographisches geht es hier aber um Menschliches, Existenzielles, Urkomisches, Abgründiges. Ein abstruses Kaleidoskop, das man nicht erfinden könnte: ein Auge zum Lachen, eines zum Weinen – und eines zum Zumachen. Wenn Manfred Deix Sexfilme mit John Waters in Wien gedreht hätte …

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